Akihabara bei Nacht.

Akihabara ist …

Akihabara (秋葉原, dt. „Herbstlaubfeld“), auch kurz Akiba genannt, ist das Elektronik-Einkaufsviertel von Tōkyō. Hier finden Technikbegeisterte sowie Anime- und Manga-Fans alles, was ihr Herz begehrt. Es ist ein Ort der Subkulturen und Nischeninteressen, der Neonschilder und Spielhallen, der Geeks und Nerds und solcher Leute, die nur ein wenig über all das staunen wollen. Bei einer Reise nach Tōkyō solltest du unbedingt hier einen Zwischenstopp einlegen. Denn Akihabara ist…

Eine der vielen SEGA-Spielhallen in Akiba.
Eine der vielen SEGA-Spielhallen in Akiba.

…ein Ort mit einer bewegten Geschichte

Akihabara war einst ein Durchgangsort in der Nähe eines Stadttors von Edo, wie Tōkyō früher genannt wurde. Handwerke, Händler und nieder Samurai siedelten sich dort an, doch die ganze Gegend wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch ein verheerendes Feuer zerstört.

Der Wiederaufbau wurde nur mit göttlichem Beistand gewagt. Der kami Akiba, der das Feuer kontrollieren kann, wurde zum Schutzpatron und Namensgeber für das Viertel.

Der Anschluss ans Bahnnetz war der Katalysator für die Entstehung eines großen Obst- und Gemüsemarkts, in den 1930er Jahren gesellten sich viele Händler für Elektroteile und -geräte dazu. Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte hier der Schwarzmarkt und Akiba konnte sich ungehindert als Marktplatz weiterentwickeln.

Bis in die 1970er/80er hinein waren Haushaltsgeräte das Aushängeschild der Verkäufer, dann nahm Verbraucherelektronik wie Taschenrechner, Computer, Konsolen etc. diesen Platz ein.

Akihabara oder Akiba, wie es auch genannt wird, verwandelt sich bei Dunkelheit in ein buntes Neonlichtermeer.
Akihabara oder Akiba, wie es auch genannt wird, verwandelt sich bei Dunkelheit in ein buntes Neonlichtermeer.
Abends sieht man in Akihabara viele sogenannte "Salaray Man" auf dem Weg aus dem Büro nach Hause.
Abends sieht man in Akihabara viele sogenannte „Salaray Man“ auf dem Weg aus dem Büro nach Hause.

…ein Mekka für Technikfans

Wer Technik liebt, muss Akibahara bei seiner Japanreise einen Besuch abstatten. Egal, ob du dich für Computer, Handys oder Spielekonsolen interessierst, hier bekommst du einfach alles. Das brachte dem Bezirk auch schon früh den Namen Electric Town (denkigai 電気街) ein. Und die Bezeichnung könnte nicht treffender sein.

Von neu bis alt, von häufig bis absolute Rarität, in den bunt beleuchteten Gassen von Akiba stapeln sich Atari Computer neben Famicon Konsolen (das japanische Pendant zum Nintendo Entertainment System), reihen sich kleinste Shops, die zum Beispiel auf Lüfter für PCs oder Ersatzteile für Stereoanlagen spezialisiert sind, nebeneinander.

Einige größere Ketten betreiben mehrere Geschäfte im Viertel, davon ein jedes mit dem Fokus auf ein anderes Spezialgebiet.

Als ausländischer Tourist mit Kaufabsicht schaust du am besten im einzigen Megakaufhaus Akihabaras vorbei: Yodobashi Camera. Dort gibt es Technik, Unterhaltungselektronik, Spielwaren, Games und Restaurants auf acht Stockwerken. Ein Teil der Waren dort ist auch auf den westlichen Markt ausgerichtet.

Die "Yodobashi Camera"-Filiale in Akihabara.
Die „Yodobashi Camera“-Filiale in Akihabara.

…das Herz der Otaku-Szene

Zwischen all die Elektronikläden quetschen sich jene Shops und Cafés, die für Anime- und Mangafans das Paradies auf Erden sind, während sie für viele andere das Klischee untermauern, manche Japaner seien schräg oder gar pervers.

Akihabara entwickelte sich in diesem Jahrtausend zum Herz der Otaku-Szene. Otaku (おたくoder オタク), das sind Hardcore-Fans von Charakteren oder Serien, die viel Zeit und Geld in ihr Hobby investieren. Früher galt es das Wort als eher negativ behaftet, mittlerweile aber als neutral oder sogar als etwas, das man mit Stolz verbindet.

Für sie gibt es es hier Spielhallen mit Arcade Games oder Greifarmautomaten, Gashapon-Kaspelmaschinen, Läden mit Figuren, Manga und Anime-DVDs sowie Merchandise in allen Varianten. Nicht selten sind die dargestellten weiblichen Charaktere nur wenig bis hin zu gar nicht bekleidet und in Posen dargestellt, die eindeutig männlichen Fantasien entspringen. Dies ist durchaus nicht unkritisch zu sehen (dazu ein andermal mehr), wird in der ausländischen Berichterstattung aber gern überrepräsentiert und einseitig dargestellt.

Ein Schaukasten in einem der unzählichen Anime- und Manga-Spezialläden in Akihabara mit Figuren. Unter anderem das virtuelle Pop Idol Hatsune Miku.
Ein Schaukasten in einem der unzählichen Anime- und Manga-Spezialläden in Akihabara mit Figuren. Unter anderem das virtuelle Pop Idol Hatsune Miku.
Ein Gashapon-Laden in Akihabara. (Foto: C M auf Unsplash https://unsplash.com/photos/DEQa7uZFRbw)
Ein Gashapon-Laden in Akihabara. (Foto: C M auf Unsplash)

…eine Ansammlung besonderer Cafés

Für uns wahrlich kurios sind sogenannte Maid Cafés, in denen die Besucher meist von jungen Frauen bedient werden, die als Dienstmädchen verkleidet sind. In entsprechender Kleidung bewerben sie auch auf den Straßen ihr jeweiliges Cafés. Durch Ansprechen, Rufen und Flyer verteilen locken sie neue Gäste an.

Ein anderes Prinzip, das es bei uns so nicht gibt, sind Manga Cafés (Manga Kissa 漫画喫茶). Diese Einrichtungen sind eine Mischung aus Internet-Café und Manga-Bibliothek. Zusätzlich gibt es oft Spielekonsolen, Computer, private Kabinen und sogar Duschen und Waschmaschinen. Bezahlt wird nach Aufenthaltsdauer, wobei es auch Nacht-Tarife gibt. Da sie das ganze Jahr über 24 Stunden am Tag geöffnet haben, dienen sie zur Not als günstiger Übernachtungsort.

Zu einem i-Tüpfelchen bei deiner Japanreise kann der Besuch in einem Themencafé werden. Regelmäßig gibt es vor allem in den großen japanischen Städten zeitlich begrenzte Pop-up-Cafés zu Anime-Serien oder anderen Figuren der Populärkultur, so auch in Akihabara. Hier findet man auch dauerhafte, zum Beispiel das Gundam Café rechts vom Nordausgang der Bahnstation.

All die genannten Café-Arten sind nicht exklusiv Akiba zuzuschreiben, dort aber vermehrt vorzufinden.

Ein Themencafé zum klassischen Anime "Rascal, der Waschbär".
Ein Themencafé zum klassischen Anime „Rascal, der Waschbär“.

…die Heimat von AKB48

Und ich kann nicht von Akihabara erzählen, ohne kurz auf die Pop-Idol-Band AKB48 zu sprechen zu kommen. Hinter dem kryptischen Kürzel versteckt sich eine Kurzform von „Akiba“, 48 gibt die Anzahl der eigens hierfür gecasteten Mädchen in der J-Pop-Gruppe an. Mittlerweile sind es noch viel mehr und diese wieder in Untergruppen unterteilt, aber das wird hier alles zu kompliziert zu erklären.

Fakt ist, AKB48 ist so erfolgreich, dass die Band zu den erfolgreichsten japanischen Musikern überhaupt gehört. Das Geheimrezept: es handelt sich um Stars zum Anfassen. Und das mitten in Akihabara. In einem eigenen Theater gibt ein wechselnder Teil der Gruppe täglich Auftritte. Zusätzlich gibt es Veranstaltungen, in denen Fans ihren Idolen die Hand geben und sich Autogramme holen dürfen. Alles zu einem entsprechenden Preis natürlich.

Richtung Norden des Bahnhofs Akihabara befindet sich das Gundam Café und für viele Jahre gab es hier auch ein AKB48 Café.
Richtung Norden des Bahnhofs Akihabara befindet sich das Gundam Café und für viele Jahre gab es hier auch ein AKB48 Café.

Akihabara ist eine eigene kleine Welt für sich. Bunt, laut, grell, abwechslungsreich. Hier findet man Dinge, von denen man nicht geahnt hätte, dass es sie überhaupt gibt. Es ist ein Sammelbecken für Nischeninteressen und verändert sich der Nachfrage entsprechend ständig. Ein Besuch ist unter Umständen sogar etwas anstrengend, aber eine einzigartige Erfahrung.

Quellen und weiterführende Links zum Thema „Akihabara“

JNTO: Akihabara
Wikipedia: Akihabara (engl.)
Wikipedia: AKB48

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