Reisfelder, in deren Wasser sich der blaue Himmel spiegelt, das Zirpen von Zikaden, eine ältere japanische Dame, die sich mit einem breitkrempigen Hut vor der Sonne schützt. Ich bin mit dem Rad auf dem Land unterwegs und sauge all die typischen Eindrücke in mich auf. Da leuchtet mir plötzlich schon von weitem eine rote, runde Säule entgegen. Eindeutig: ein öffentlicher Briefkasten. Aber bin ich plötzlich in England gelandet? Schließlich kenne ich die Postbriefkästen in dieser Art so von dort. Nein, die japanischen Postkästen sehen sehr ähnlich aus. Und das ist kein Zufall. Ein kurzer Blick auf Japans ikonische, rote Briefkästen.

Die Geschichte der Briefkästen in Japan
Das Postsystem wurde 1871 in Japan eingeführt, wenige Jahre nach der erzwungenen Öffnung gegenüber des Westens und der daraus resultierenden Meiji-Restauration. Die Industrialisierung begann gerade erst. Dementsprechend wurden die ersten Sendungen zwischen Tōkyō und Kyōto größtenteils durch Reiter und Rikscha-Fahrer zugestellt.
Die ersten Briefkästen waren schwarze rechteckige Säulen mit den Kanji 郵便箱 (dt. wörtlich „Briefbox“). Leider leicht zu verwechseln mit den Schriftzeichen für 垂便箱, was als öffentliche Toilette interpretiert werden konnte. Und kein Witz, genau das ist auch passiert. Also musste ein anderes Design her. Dafür ging der Blick nach Großbritannien, das Japan zu der Zeit in vielem als Vorbild diente.
Auf den britischen Inseln waren Postkästen zunächst schon einmal rot, bevor man zu Grün wechselte, um in der Umgebung nicht zu sehr aufzufallen. Genau das stellte sich aber schnell als Problem heraus. Sie waren zu unauffällig. Also strich man sie wieder in der Signalfarbe Rot. Japan folgte diesem Beispiel. Auch die runde Form macht die frühen japanischen Postkästen den britischen teils zum Verwechseln ähnlich.
Unterschiedliche Briefkasten-Designs

Ich muss ehrlich zugeben, runde Briefkästen-Säulen sieht man in Japan nur noch selten. Manchmal haben sie dafür sogar eine gewisse Berühmtheit erreich, wie jener Postkasten in Ozu, der eine prominente Rolle im TV-Drama „Tōkyō Love Story“ aus dem Jahr 1991 spielte.

Heute geläufiger sind rechteckige Briefkästen. Aber Japan wäre mal wieder nicht Japan, wenn es nicht auch davon Sondereditionen gäbe. Von shintō-Schrein über Maskottchen oder Skulptur der lokalen Burg obenauf … der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.



Als ich neulich mit einer Freundin auf einem Flohmarkt in München unterwegs war, staunte sie nicht schlecht, als ich ganz plötzlich an einen Stand sprang und innerhalb weniger Momente eine Porzellan-Spardose kaufte. Sie ist rund, rot und, na, du kannst es dir jetzt schon denken, stellt einen japanischen Briefkasten dar. Meine Freundin hielt es auf den ersten Blick für einen britischen. Kein Wunder. Aber nein, es war tatsächlich ein japanisches Stück. Was ich sofort am Logo der Japan Post erkannte. Aber davon erzähle ich dir ein andermal mehr.
Quellen und weiterführende Links zum Thema „japanische Postkästen“
Mailmate: Why Japanese Post Boxes Are Red, the Origins of Japan’s Postal Symbol, and More (engl.)
Postal Museum Japan: 黒塗柱箱 (jap.)
Für später pinnen
![]() |
![]() |
PS: Wenn du täglich ein Stück Japan in deinen Social-Media-Feeds und dich mit anderen Japan-Fans austauschen möchtest, folge mir auf Facebook, Instagram, Twitter und Pinterest.
Noch mehr Neuigkeiten, Infos, Lustiges und Skurriles gibt es jeden Montag im Japanliebe Newsletter. Trag dich gleich ein und lerne Japan mit mir kennen.
0 Kommentare zu “Japans ikonische, rote Briefkästen”