Es ist so ein unauffälliges Detail, dass du eine Reise nach Japan machen kannst, ohne auch nur einen davon zu sehen. Oder besser gesagt wahrzunehmen. Kleine, weiße Kegel aus Salz geformt, die du vor allem vor Eingängen von Restaurants und Hostess Bars, aber auch vor Privathäusern entdecken kannst. Sogenannte morishio (盛塩, dt. wortwörtlich „Portion Salz“, „Haufen Salz“) oder auch morijio ausgesprochen. Doch was hat es damit auf sich? Ein Aberglaube? Was ist die Bedeutung der Salzhaufen vor den Türen in Japan?
morishio – eine chinesische Tradition, die Kunden anlocken soll
Besonders auffällig ist, dass du morishio besonders oft vor allen Etablissements des Nachtlebens siehst: Bars, Hostess Clubs, Pachinkohöllen. Aber auch hochpreisige Restaurants kümmerns sich teils täglich um eine frische Salzpyramide vor dem Eingang.
Dies geht auf die chinesische Legende zurück, der nach ein Kaiser mehrere Tausend Konkubinen hatte. In einem Wagen, der je nach Version der Geschichte von Ochsen oder Schafen gezogen wurde, drehte er seine Runden über das Gelände, um nach und nach all den Frauen einen Besuch abzustatten.
Eine besonders clevere Kurtisane legte Bambusblätter und etwas Salz vor ihre Tür. Dieses zog die Tiere an, die den Wagen zogen, und der Kaiser verbrachte unweigerlich besonders viele Nächte bei dieser Dame.
Daher kommt der Glaube, dass Salz zöge Männer beziehungsweise im übertragenen Sinn Kunden an.
Doch dies ist nur eine Theorie zur Herkunft der morishio-Salzkegel vor Japans Türen.
Salz dient in Japan zur rituellen Reinigung – auch als Kegel vor der Tür
Hast du schon einmal einen sumō-Kampf gesehen? Vor dem Fight werfen die Kämpfer Salz in den Ring. Dies ist ein symbolisches Reinigungsritual und geht auf Japans einheimische Religion – den shintō – zurück.
Dort ist Salz eines der klassischen Werkzeuge der rituellen Reinigung. Salz wurde in Japan früher nur mühsam aus Meerwasser gewonnen und galt als genauso wertvoll wie Geld. Deshalb wird ihm nachgesagt, dass es das Glück und Reichtum anziehe. Gleichzeitig hält es das Böse fern.
Bis heute ist es üblich, sich nach einer Beerdigung und vor Betreten des Hauses, Salz auf den Kopf zu streuen, um keine schlechten Energien herein zu tragen. Du kannst auch an shintō-Schreinen häufig Salz kaufen, dass du zu diesem Zweck verwenden kannst. Oder eben, um einen morishio-Salzkegel zu errichten.
Das geht mit der Hand, aber du kannst auch extra Formen dafür kaufen. Sogar im 100-Yen-Shop, mit passendem Tellerchen dazu. Also eine Idee für ein gutes Souvenir von deiner Japanreise. Dann musst du zu Hause nur noch darauf achten, dass du das Salz regelmäßig wechselst, am besten alle zwei Wochen. Und dann den Abguss hinab spülen und ja nicht in den Müll kippen. Die schlechten Energien sollen schließlich möglichst schnell fortgetragen werden.
Quellen und weiterführende Links zum Thema „morishio“
Wikipedia: 盛り塩 (jap.)
TsukuBlog: MORIJIO Salt Piles (盛塩)- A Deeper Look (engl.)
Oishii: Get your salt fix (engl.)
Guidable: “Morijio”- Good Luck Charm (engl.)
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Sehr spannender Beitrag mit einer Tradition von der ich noch nichts wusste. Ich erinnere mich schwach das ich vor Jahren Mal vor einem Asiatischen Restaurant so ein Teller mit einer Salzpyramide sah. Bin mir da aber nicht mehr ganz sicher.
Wünsche dir an dieser Stelle noch alles gute fürs Jahr 2023 und weiterhin viel Spass beim Beiträge schreiben zu meinem Lieblingsland.