Ein Geschäft am Konpira-san verkauft Pudding. Das Logo nimmt Bezug auf die Konpira-Hunde.

Die Pilger-Hunde vom Konpira-san

1.368 Stufen, schreibt der Reiseführer, erwarten mich, wenn ich den Berg Zōzu bis zum inneren Heiligtum des Kotohira-gū-Schreins in der kleinen Stadt Kotohira erklimmen möchte. Der Besuch an Shikokus wichtigstem shintō-Schrein soll das Highlight meiner Reise werden, doch gleichzeitig bekomme ich nur vom Gedanken an die vielen Treppen schwache Beine. Circa eineinhalb Stunden reine Gehzeit bergauf machen den im Volksmund genannten Konpira-san seit Jahrhunderten zu einer beliebten und zugleich anstrengenden Pilgerstätte. Wer früher gesundheitlich nicht auf der Höhe war oder schlichtweg die Anstrengung scheute, konnte sich dennoch behelfen und seine Aufwartung machen, in dem er oder sie einen Stellvertreter schickte. In Form eines Hundes.

1.368 Stufen führen den Berg hinauf zum Kotohira-Schrein.
1.368 Stufen führen den Berg hinauf zum Kotohira-Schrein.

Der Kotohira-gū-Schrein

Vermutlich wurde der Kotohira-gū bereits im 1. Jahrhundert errichtet. Er schmiegt sich an die Hänge des Berg Zōzu und bietet einen traumhaften Blick über die Landschaft, an klaren Tagen bis hin zur Seto-Inlandsee.

Blick vom Berg Zōzu über die Sanuki-Ebene.
Blick vom Berg Zōzu über die Sanuki-Ebene.

Lange Zeit vermischten sich hier wie fast überall in Japan shintoistische und buddhistische Elemente. Die über Jahrhunderte hinweg verehrte Hauptgottheit „Ō-mono-nushi  no mikoto“ – Zuständig für die Seefahrt – war im Buddhismus als „Konpira“ bekannt. So erklären sich auch zum einen der Spitzname des Schreins „Konpira-san“ und zum anderen, warum in der Votivhalle unzählige Opfergaben in Zusammenhang mit Schiff- und sogar Raumfahrt zu sehen sind.

In der Votivhalle am Kotohira-gū finden sich diverse Opfergaben wie ema-Täfelchen und auch gerahmte Bilder. Dazwischen lassen sich einige Pilger-Namensaufkleber entdecken.
In der Votivhalle am Kotohira-gū finden sich diverse Opfergaben wie ema-Täfelchen und auch gerahmte Bilder. Dazwischen lassen sich einige Pilger-Namensaufkleber entdecken.

Erst während der Meiji-Zeit wurde die heilige Stätte eindeutig zum Schrein erklärt und als Hauptgottheit ein verstorbener japanischer Kaiser festgelegt.

Zu Beginn ist der Aufstieg zum Kotohira-gū-Schrein mit Geschäften gesäumt.
Zu Beginn ist der Aufstieg zum Kotohira-gū-Schrein mit Geschäften gesäumt.

Konpira-san  – eine beliebte Pilgerstätte

Denkt man an Shikoku und Pilgern, fällt einem zunächst die 88-Tempel-Wallfahrt ein. Japans kleinste Hauptinsel ist stark buddhistisch geprägt und wer aus dem Ausland zum Pilgern hierher kommt, der zieht von Tempel zu Tempel.

Für die Japaner ist jedoch der Konpira-san eine der beliebtesten shintoistischen Pilgerstätten, gleich nach Japans Hauptschrein in Ise. Vor allem die vielen Stufen machen einen Besuch zu etwas mehr als eben nur einem Besuch. Entschlossenheit und Durchhaltevermögen sind nötig, um das Hauptgebäude (785 Stufen) oder gar das innere Heiligtum (weitere 583 Stufen) zu erreichen. Einen am Kotohira-gū gekauften Talisman zu tragen, ist eine Auszeichnung.

Mit Sänften kann man sich die beschwerlichen Stufen zum Kotohira-Schrein hinauf tragen lassen.
Mit Sänften kann man sich die beschwerlichen Stufen zum Kotohira-Schrein hinauf tragen lassen.

Aber was ist mit all jenen, die den Aufstieg nicht schaffen? Zum einen ist es bis heute möglich, Träger anzuheuern. Gegen entsprechendes Entgelt hieven sie Besucher in einer Sänfte die Treppen hinauf. Game of Thrones lässt grüßen.

Und dann gibt es da noch die Hunde.

Konpira inu – Stellvertreterhunde

Eine Bronzesatue ehrt all jene Hunde, die stellvertretend für ihre Besitzer die Stufen zum Kotohira-gū erklommen haben.
Eine Bronzesatue ehrt all jene Hunde, die stellvertretend für ihre Besitzer die Stufen zum Kotohira-gū erklommen haben.

Überall rund um den Kotohira-gū-Schrein begegnen einem Hunde. Als Statuen, als Souvenir, ja sogar als Logo eines kleinen Puddingladens (siehe Artikelbild ganz oben). Sie erinnern an all jene Hunde, die stellvertretend für ihre Besitzer die vielen Stufen zum Schrein erklommen haben.

Um seine Aufwartung zu machen, band man einem Hund eine kleine Tasche um den Hals, in der sich Opfergaben befanden. Dann wurde das Tier losgeschickt. Händler entlang des Weges und andere Pilger lotsten die Hunde, bis diese den Hauptschrein erreichten.

Ein Geschäft verkauft Hunde-Merchandise.
Ein Geschäft verkauft Hunde-Merchandise.
Selbst einige ema-Wunschtafeln am Konpira-san haben einen Hund als Motiv.
Selbst einige ema-Wunschtafeln am Konpira-san haben einen Hund als Motiv.

Nach wie vor sind deshalb Hunde auf dem Schreingelände willkommen. Und wie eingangs erwähnt überall repräsentiert. Besonders charmant ist ein kleines Orakel, das du dir ziehen kannst, welches neben einer Weissagung auf Papier auch einen kleinen goldenen Hund aus Metall enthält. Den ich zum Beispiel im Geldbeutel trage.

Aus den Rücken der Hunde kann man sich ein Orakel ziehen.
Aus den Rücken der Hunde kann man sich ein Orakel ziehen.
Das Hunde-Orakel vom Konpira-san enthält eine Weissagung und einen kleinen Metallhund als Glücksbringer.
Das Hunde-Orakel vom Konpira-san enthält eine Weissagung und einen kleinen Metallhund als Glücksbringer.

Ein Aufstieg am Konpira-san lohnt sich auf so vielen Ebenen. Für mich persönlich war es ein Hochgefühl, die 1.368 Stufen bezwungen zu haben. Sowohl ein Talimsan, den ich ganz oben am inneren Heiligtum gekauft habe, als auch mein kleiner goldener Hund in der Geldbörse erinnern mich täglich daran. Und nach den Strapazen jetzt bitte noch einen Pudding mit dem süßen Tier als Logo. Danke.

Noch mehr über den Konpira-san lesen? Dort gibt es zum Beispiel ganz besondere Bonbons zu kaufen, die du mit einem Hammer zerkleinerst, bevor du sie isst.

Quellen und weiterführende Links

Wikipedia: Kotohira-gū

Setouchi Trip: Der Aufstieg lohnt sich – Kotohira-gu Schrein mit toller Aussicht

Japamigo: Pilgrimage to the sacred Kotohira Shrine

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Kategorien Reisen

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Ich bin Elisa, Japan ist meine große Liebe und hier erzähle ich davon. Gerade habe ich meine erste Japanliebe-Gruppenreise durch Japan geführt und lebe nun bis Ende des Jahres in Tōkyō. Was für ein Abenteuer!

1 Kommentar zu “Die Pilger-Hunde vom Konpira-san

  1. Ein toller Blogbeitrag. Da will man am liebsten selbst Mal hingehen und das ganze “live” anschauen.
    Freue mich immer wieder über neue Beiträge hier in deinem Blog.

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