„Lass uns etwas in einer roten Laterne trinken gehen“ ist die wortwörtliche Übersetzung eines japanischen Satzes, der so aus dem Mund einer Büroangestellten nach Feierabend kommen könnte. Die „rote Laterne“ ist dabei ein Synonym für eine Kneipe. Denn japanische Bars bewerben gerne ihr Alkohol- und Essensangebot durch leuchtend rote Papierlaternen vor der Tür. Doch nicht nur Bars verwenden die ikonischen Leuchten, auch Restaurants preisen Speisen wie Sushi oder gegrilltes Fleisch auf diese Weise an. Japanische Papier-Laternen begegnen dir als Deko-Objekte in Häusern und traditionellen Hotels und wie beim Bilder der Woche oben an Tempeln und Schreinen.
chōchin – Japans traditionelle Papierlaternen
Es gibt viele unterschiedliche Arten an Laternen aus Stein, Holz und Metall. Die charakteristischsten für Japan sind jedoch die sogenannten chōchin 提灯, die ein Skelett aus Bambus haben und mit washi-Papier aus Maulbeerbaumfasern ummantelt sind. Im Inneren befindet sich eine Kerze oder heutzutage eine Glühbirne. Bei Nichtgebraucht können die Laternen platzsparend zusammengefaltet werden.
Laternen kamen mit dem Buddhismus im 6. Jahrhundert nach Japan. chõchin werden schriftlich das erste Mal 1085 erwähnt, erst 1536 tauchten sie in einer Zeichnung auf. Danach nahm die Verbreitung jedoch schnell zu. Shintoistische Schreine übernahmen von buddhistischen Tempeln die Tradition, Laternen aufzustellen, was sich bis heute gehalten hat. An einen Bambusstock gehängt wurden sie zu einem unentbehrlichen Utensil für Reisende. Generell machten sie das Nachtleben sicherer.
Papierlaternen als Werbeträger
Papierlaternen sehen schmuck aus, sind nützlich und eignen sich ideal als Werbefläche. So baumeln sie bis heute in den engen Gassen der großen Städte und locken mit schwarzen Schriftzeichen wie sushi 寿司, yakitori 焼きとり (gegrilltes Hühnchen) oder sake 酒 (jap. Reiswein). Die häufigsten Farben sind dabei Rot und Weiß.
Bei Festlichkeiten gibt es aber auch moderne Papierlaternen in Grün, Rosa und Blau. Sie sind mit diversen Namen geschmückt, stellvertretend für den Spender, der so finanziell einen Beitrag zum Fest geleistet hat.
Ebenso wird an Schreinen mit diversen Gegenständen verfahren, zum Beispiel den roten Toren am Fushimi Inari Schrein in Kyōto, und unter anderem eben auch mit Papierlaternen.
Einige Schreine sind sogar bekannt für ihre dezidierten, jährlichen Laternen-Festivals. Die drei größten sind:
- Kantō Matsuri in Akita vom 03.–06.08.
- Nihonmatsu Chōchin Matsuri in Nihonmatsu von 04.–06.10.
- Tenno Matsuri in Tsushima am 4. Samstag im Juli
Die Laterne vom Kaminari-mon in Asakusa – Japans berühmteste Papierlaterne
Die wohl berühmteste chōchin hängt im kaminari-mon 雷門 (Donnertor), dem Eingangstor zum Sensō-ji Tempel im Tōkyōter Stadtteil Asakusa. Knapp 4 Meter hoch, 3,3 Meter breit und sagenhafte 700 kg schwer ist die riesige rote Laterne, unter der du dich als Tourist einfach fotografieren musst.
Das Tor existiert seit über 1000 Jahren, brannte zwischenzeitlich aber mehrfach ab und wurde sogar verlegt. In seiner heutigen Form steht es seit 1960. Seitdem wird im Zehnjahrestakt die Laterne erneuert. Aktuell ist gerade wieder eine dieser raren Zeiten, in denen man das Donnertor ohne Laterne sehen kann. Rechtzeitig zu den Olympischen Spielen soll der Austausch im April 2020 beendet sein. Als sie Anfang März abgehängt wurde, ahnte noch niemand, dass man sehr viel Zeit vor Beginn der mittlerweile verschobenen Olympiade haben würde.
Wenn ich das nächste Mal in Tōkyō sein werde, hängt sie hoffentlich wieder an ihrem Platz. Bis dahin erfreut sie mich in ganz besonderer Miniaturform* zu Hause.
Quellen und weiterführende Links
Some illuminations on the red lantern | The Japan Times
Traditional lighting equipment of Japan – Wikipedia
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Toller Beitrag <3 du hast sooo einen schönen Blog