Nagasaki ist eine Hafenstadt auf Japans südlichster Hauptinsel Kyūshū. Sie erlangte weltweit traurige Berühmtheit, da die USA am 9. August 1945 dort eine Atombombe abwarfen. Für mich einer der Hauptgründe, Nagasaki bei meiner ersten Best-of-Japan-Reise zu besuchen. Um zu ergründen. Um zu verstehen. Und um zu sehen wie eine Stadt 70 Jahre nach so einem Ereignis aussehen kann. Die Überraschung war groß, denn Nagasaki hat mich völlig umgehauen mit einer fröhlichen, lebendigen Atmosphäre. Man begegnet der Tragik, die sich dort ereignet hat mit Erinnerung und vor allem Hoffnung. Und darüber hinaus hat Nagasaki noch so viel mehr zu bieten. Von ehemaligen Handelsposten bis hin zu einem der buntesten Feste des Landes. Deshalb hier meine 5 Gründe, Nagasaki bei deiner Japanreise zu besuchen:
1. Erkunde Dejima – wo sich Ost und West begegnen
Tokugawa-Zeit. Ganz Japan ist von der Außenwelt isoliert … Ganz Japan? Nein! Ein kleiner Handelsposten in der südlichen Hafenstadt Nagasaki hat die exklusive Erlaubnis, Geschäftsbeziehungen mit den Niederlanden aufrecht zu erhalten.
Die künstliche Insel Dejima entstand ursprünglich als Exil für portugiesische Missionare, deren Tätigkeit eingeschränkt werden sollte. Nach deren Verdammung wandelte sich das Eiland zum Handelsposten.
Nur niederländische Händler waren willkommen, durften Dejima jedoch nicht verlassen. Geschäfte wurden ausschließlich dort abgewickelt.
Es bildete sich eine eigene kleine Welt, eine Mischung an Einflüssen aus Ost und West. Kaufmänner wie Prostituierte gingen aus und ein.
Heute ist Dejima keine Insel mehr. Die Stadt ist gewachsen und umschließt den ehemaligen Handelsposten wie eine Enklave. Geblieben aber sind einige der alten Häuser und deren westliche Einrichtung.
2. Probiere Nagasakis Spezialität: Castella-Kuchen
Auf den ersten Blick erscheint das Castella genannte Gebäck nicht besonders. Ein Rührteig-Kuchen in rechteckiger Form. Doch die Süßspeise erzählt von Nagasakis Geschichte als Verbindungsstück zur Außenwelt während Japans Abschottung.
Der Name leitet sich ab von Bolo de Castella, was nichts anderes bedeutet als Kuchen aus Kastilien. Portugiesische Seefahrer brachten ihn mit aus ihrer Heimat, da er lange haltbar ist und sich so als guter Proviant an Bord von Schiffen erwiesen hatte.
Da der Castella mit viel Zucker gemacht wird, welcher früher teuer gehandelt wurde, entwickelte das Gebäck sich schnell zur Delikatesse.
Im Laufe der Zeit wurde der Kuchen in Japan heimisch und die Rezeptur weiterentwickelt. Heute finden sich in Nagasaki diverse Geschmacksrichtungen von Matcha bis rote Bohnen. Unbedingt probieren!
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3. Besuche den Nagasaki Peace Park – Mahnmal und ein hoffnungsvoller Blick in die Zukunft
Sowohl in Hiroshima als auch Nagasaki, den beiden Städten, auf die Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 eine Atombombe abgeworfen wurde, befindet sich ein sogenannter Friedenspark. Während jener in Hiroshima eher ein beklemmendes Gefühl zurücklässt, vermittelt der heiwa kōen in Nagasaki ein Gefühl von Hoffnung.
Länder von überall haben Kunstwerke für den Park gestiftet. Diese tragen Namen wie „Mantel des Friedens“ (von Neuseeland gespendet) oder „Hymne an das Leben“ (Italien) und demonstrieren einen weltumspannenden Wunsch nach Frieden.
Im Zentrum des Ganzen: eine riesige Statue, die mahnend eine Hand gen Himmel reckt während sie die andere schützend über die Erde ausstreckt.
Ein eindrucksvoller Ort, den man sich neben dem Hypozentrum der Atombombendetonation, das gleich neben dem Park liegt, bei einer Reise nach Nagasaki dringend ansehen sollte.
4. Entdecke religiöse Vielfalt
Wie überall sonst in Japan auch kannst du in Nagasaki sowohl shintoistische Schreine wie den Suwa Schrein mit tollem Blick über die Stadt als auch buddhistische Tempel entdecken. Letzteres sogar in großer Anzahl im Stadtteil teramachi (寺町), was übersetzt so viel wie „Tempelstadt“ heißt.
Darüber hinaus merkt man aber auch bei diesem Thema Nagasakis Rolle als Tor zur westlichen Welt.
Wenn du dich für chinesische Einflüsse begeistern kannst, solltest du neben Chinatown den Sōfuku-ji-Tempel besuchen. Schon das Eingangstor Ryugumon (dt. „Tor zum Drachenpalast“) lässt sofort erkennen, dass dieser Tempel ursprünglich für die chinesischen Bewohner der Stadt errichtet wurde.
Wer sich für christliche Geschichte interessiert, kann zum einen die Oura-Kirche besichtigen und sollte vor allem dem Monument der 26 Märtyrer einen Besuch abstatten. Dieses erinnert an die Zeit der Christenverfolgung und jene 26 Missionare und Laien, die im Jahr 1597 auf Befehl von Toyotomi Hideyoshi hingerichtet wurden.
5. Drachentänze beim Nagasaki Kunchi erleben
Die beste Zeit, um Nagasaki bei einer Japanreise zu besuchen ist Anfang Oktober, wenn das Nagasaki Kunchi stattfindet – Nagasakis wichtigstes Fest. Bereits seit 400 Jahren wird gefeiert. Im Zentrum steht der Suwa Schrein, doch auch im Rest der Stadt erlebt man Festival-Flair.
Jedes Jahr stellen andere Stadtteile Gruppen, die in beeindruckenden Kostümen, die von der internationalen Vergangenheit der Stadt erzählen, durch die Straßen ziehen. Am beeindruckendsten: chinesische Drachentänze, an denen jeweils bis zu 80 Teilnehmer beteiligt sind, um einen der langgewundenen Drachen zu steuern und mit exotisch klingender Musik untermalen.
Quellen und weiterführende Links
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